Donnerstag, 3. April 2014

Abschied



Mit grossem Stolz präsentieren Lilly,Lilli Mbuta(Pasteur Alfreds Frau) Anni und Lilli Situ ihre Arbeiten. Bernis und Giselle fehlen wegen Krankheit

So schön, bravo

Kein Kommentar, nur Freude
Gestern habe ich mich von meinen fünf Strickfrauen verabschiedet. Bei diesem Auseinandergehen hatte ich das Bild vor mir von zwei Wegen, die von verschiedenen Seiten aufeinander zugehen, sich aber erst in einer unbestimmbaren Distanz treffen. Mit andern Worten, wir haben eine Reihe von Zielen erreicht, andere stehen noch aus. Im Vordergrund steht die beglückende Tatsache, dass die fünf künftigen "Stricklehrerinnen" imstande sind ohne weitere Leitung gemeinsam zu arbeiten! Damit haben sie für sich im hiesigen kulturellen Kontext schon sehr viel erreicht! Meine grosse Hoffnung und mein grosser Wunsch für sie geht dahin, dass sie das neu Gelernte weiter praktizieren und weitergeben können.

Bei diesem Anlass konnte ich sie mit einem kleinen festlichen Mittagessen überraschen und ihnen meine Freude und Anerkennung für das Erreichte zum Ausdruck bringen. Das gemeinsam Erlebte habe ich in meinem Innern zu einem weiteren Bild gefügt: zwei gefüllte Hände gehen auf zwei andere Hände zu um sie zu füllen, dann wechselt der Impuls und die Bewegung geht in die andere Richtung!

Ein gutes Wort aus Psalm 138 gebe ich Ihnen (und mir) mit auf den weiteren Weg und damit auch Euch meinen lieben Leserinnen und Lesern:
" Mein Gott, du bist der Höchste und Du schaust auf die Niedrigen.
Wenn ich durch Widerwärtigkeit gehe, dann schenkst du mir das Leben,
deine rechte Hand befreit mich.
Du vollendest, was du zu unserem Wohl angefangen hast.
Deine Güte ist gross!"

Kinshasa, den 2.April Beatrice Völlmin
Aus der gelernten Patchworktechnik hat sich Maman Lily ein Kleid hergestellt, eine grosse wunderschöne Leistung!
Die Euch bekannten fünf Strickfrauen
...fröhliches congolesisches Mittagessen mit Foufou
...hier noch ein Bild aus meinem häuslichen Alltag: die Früchtefrauen verabschieden sich!
Mit Symbolsprache lässt es sich gut stricken

Sonntag, 16. März 2014

Unser neues Projekt ist ein Highlight

Wunderschöne Taschen für den Verkauf (Bild Nr 1)

Mamas Stefanies Nähmaschiene ist sehr alt. Sie wird meine neue Tretnähmaschiene erhalten erhalten (Bild Nr 2)

Mama Giselle und Mama Bea verstehen sich besonders gut (Bild Nr 3)

Lili und Bernis lernen mich geduldig warten (Bild Nr 4)

Mama Lily Situ stillt unseren durst (Bild Nr 5)
Mama Annj die besonders begabte Näherin und Strickerin(Bild Nr 6)
Auch diese Hürde nehme ich mit mehr Wasser unter mir (Bild Nr 7)
So kann ein Arbeitsweg ausehen (Bild Nr8)
Ja, wir haben es geschafft! Die Strick-und Nähfrauen sind nun besonders stolz auf ihr eigenes Projekt. Es umfasst das Stricken von Bébéfinkli und Käppli, sowie das Nähen einer Bébédecke. Diese drei Gegenstände sind ein voller Erfolg. Es ist vorgesehen, diese Bébésachen auf den Maternités der Spitäler zu verkaufen. Es scheint ausgewiesen, dass solche Bébésachen von vielen Frauen dringend benötigt werden. Mit viel Fleiss, Anstrengung und Ermüdung arbeiteten wir viele Stunden zusammen. Maman Annie – auch eine Formatrice im Nähatelier – wird zusätzlich zum Stricken die Aufgabe übernehmen, die Decken zu nähen und mit einer schönen Bordüre zu verzieren. Der selbständige Einkauf in der Grossstadt bedeuteten Annie eine grosse Freude und Stolz.
Das Handarbeiten – Nähen, Stricken, Häkeln und Teppiche knüpfen – eröffnet den Frauen neue Perspektiven und zugleich die Chance auf ein kleines Einkommen. Die Leidenschaft zu solcher Arbeit ist für sie eine Kunst des Widerstandes gegen die täglichen Krisen. Wenn ich von Leidenschaft rede, dann verstehe ich dieses Wort nach beiden Seiten: Begeisterung und Leiden! Denn der Aufwand, den sie erbringen ist gross.
Es ist eine Freude zu sehen wie für sie das Gelingen einer Handarbeit gleichbedeutend ist mit der Herstellung eines Kunstgegen-standes. Oft bewundere und lobe ich ihre Ausdauer und Genauigkeit in der Arbeit. Denn die Umstände für unser Zusammensein sind immer wieder gestört und erschwert durch mangelnde äussere Organisation. Die Regelmässigkeit zum Stricken zu kommen, ist immer noch problematisch und wird wohl im Zusammenhang des hiesigen Lebens so bleiben. Ich liess mir erklären, dass nicht die Regelmässigkeit und das Befolgen der Regeln ausschlaggebend ist, sondern die langfristige Möglichkeit, in einem Projekt mitzuarbeiten. Das gibt den Frauen Halt und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einem ganzen sinnvollen Leben.
Das Taschenatelier präsentiert nun viele Modelle von einfachen Einkaufstaschen. Maman Angèle und Stéphanie werden die Arbeit fortführen. Die ersten Taschen sind verschenkt und verkauft. Ich hoffe sehr, dass wir Käuferinnen finden werden.

Vor einer Wochen konnten Klaus und ich an einer Beerdigung im Camp Luca teilnehmen. Einmal mehr waren wir zutiefst erschüttert, der hiesigen Armut zu begegnen, die in Camp Luca Viertel gnadenlos um sich greift. Bilder von elenden Menschen, kranken Kindern, welche mit leeren Blicken nach Brot, Wasser und Geld heischen rufen uns Mundele, Mundele (Weisse, Weisser )nach, um auf sich aufmerksam zu machen. Arbeitslose junge Menschen in riesiger Zahl schwärmen um uns. Soweit man die Quartierwege und Strassen sehen kann, sind Berge von Abfällen und Unrat zu erblicken, es ist niederschmetternd! Ein einheimischer Autor schrieb in seinem Buch „Kinshasa ist eine Stadt, in der Studenten nicht studieren können, Arbeiter nicht arbeiten... Verwalter nicht verwalten...usw.“ Wieviel immer daran stimmen mag, meine Arbeit ist ein Tropfen auf einen Stein, der wohl verdampft, aber auch den Boden feuchtet, um Samen Fruchtbarkeit zu geben. Das wünsche ich meinen Frauen und ihren Kindern im Camp Luca von ganzem Herzen!

(Bild Nr 9)

Donnerstag, 13. Februar 2014

Mbote Baninga na Ngai
Ich grüsse meine Freunde.

Mama Angele näht ihre erste Tasche
Stolz spiegelt sich auf ihrem Blick ,das Werk ist vollbracht
Mama Amelie und Mama Odette freuen sich auf ihren Einkauf mit den neuen Taschen
Meine Freude mit den afrikanischen Stoffen zu arbeiten wird grösser und grösser.

Die Mamas lassen sich anstecken und nähen nun selber Taschen.

Im Camp Luca ist es ein grosser Reichtum eine solche Tasche tragen zu können. Wir versuchen sie mit gutem, nicht zu teurem Stoff,doch phantasievoll zu gestallten, damit wir sie nicht zu teuer verkaufen müssen. Aber auch etwas "mehr bessere", sollen nicht fehlen,denn auf dem Markt in der Stadt finden diese schon Käuferinnen.

Ich selber nähe farbige Tischsets für meine Kinder zu Hause und natürlich darf auch ich nicht zu kurz kommen.

Ganz neu ist meine Idee, zu den schön gestrickten Babykäppchen und Finkli Babydecken mit wunderbarem weichem, weissem Baumwollstoff zu nähen.

Die Babys werden hier lange Zeit in solch einer Decke herumgetragen. Nicht farbig,nein Weiss muss sie sein. Diese zu stricken nimmt zu viel Zeit und Material. Dazu sind sie doch einfach zu heiss.Also nehme ich die mühsame Reise in die Stadt nochmals auf mich um mit einer Mama schönen Stoff zu kaufen.

Mit Euren Spenden ermöglicht Ihr mir und den Frauen meine Ideen umzusetzen und die vielen fähigen Mamas weiter für sinnvolle Arbeiten zu ermutigen. Ich bin beglückt und sehr dankbar auf diese Weise meine Zeit hier zu gestalten.

ä, ä,na nazali malamu. Ja,ja, mir geht es gut.

Euch Allen ein grosses "Melesi", Dankeschön.

Kinshasa 12. Februar

Dienstag, 4. Februar 2014

Meine Arbeit mit den künftigen Strickleiterinnen

In der Halbzeit unseres Congoaufenthaltes möchte ich Euch gerne berichten, wie sich meine Arbeit mit den künftigen Strickleiterinnen weiter entwickelt hat. Es ist ja das erklärte Ziel der Projektleitung, diese fünf Frauen so im Stricken auszubilden, dass sie danach einzeln und als Gruppe imstande sind, andere qualifiziert ins Stricken einzuführen. Das ist insofern neu als dass eine Gruppe von Frauen zu einem Kollektiv zusammenwachsen soll. Ein Kollektiv, das die Verantwortung für einen Arbeitszweig tragen soll.

Frauen im hiesigen Umfeld haben nur lernen können, wie sie einen Haushalt zu führen haben. Das ist das fast einzige Ideal. Um unserem Ziel näher zu kommen, habe ich regelmässige Gespräche eingeführt, in denen sie eingeladen sind, sich persönlich zu einem Thema zu äussern. Wir sind also bei den Grundlagen eines demokratischen Zusammenseins. Beim Stricken selber herrscht intensive Ruhe, denn das Zählen geht den meisten nicht leicht von der Hand, da die Übung darin in keiner Grundschule trainiert werden konnte. An manchen Stellen habe ich bewusst das Gestrickte wieder auflösen lassen, um so an den Grundlagen zu üben, damit die Abläufe fehlerfrei verinnerlicht werden können.

Die Umstände zu unserer Arbeit stellen hohe Anforderungen dar. Die Hitze ist derart, dass der Schweiss auf der ganzen Körperoberfläche auftritt und besonders an den Armen, Händen und im Gesicht stört. Umstände, unter denen wir in der Schweiz längst gesagt hätten, machen wir eine Pause, es ist zu heiss! Wir haben immer ein Becken mit Wasser bereit, damit wir die heissen und klebrigen Hände kühlen können. Ich staune wie hartnäckig meine Frauen an der Sache sind trotz der erschwerten Umstände! Ich habe sehr viel Freude, mit welchem Eifer und Humor sie an der Sache sind!

Am Dienstagnachmittag arbeite ich jeweils im Schneideratelier des accojed-Projektes. Das Herstellen von Taschen und Tisch-sets aus Stoffresten hat sehr gute Aufnahme gefunden! Jetzt geht es ans Realisieren. In meinem nächsten Bericht kann ich dann weitererzählen, auch von den beabsichtigen Besuchen in einigen Haushalten von Frauen, die das Schneidern gelernt haben. Ich bin gespannt.

Beatrice Völlmin, Ende Januar 2014